Chronik

Urgeschichte und Römerzeit

Die ältesten Spuren menschlichen Lebens reichen in unserem Gebiet in das 3. und frühe 2. Jahrtausend v. Chr. zurück. Die haltbarsten Hinterlassenschaften dieser Menschen wie durchlochte Hämmer und Beile aus Stein, meist Serpentin, geben Zeugnis, daß unsere Gegend in der sogenannten Jüngeren Steinzeit (Neolithikum) auf jeden Fall begannen worden ist und lassen sogar auf eine Besiedlung schließen. Serpentin- Lochbeile und Äxte wurden z. B. in Hartberg, Vorau, Friedberg, Waldbach, St. Lorenzen am Wechsel und Rohrbach an der Lafnitz gefunden. Diese Zeugen menschlicher Besiedlung führen doch zur Meinung, dass die Fundleere im Dechantskirchener Gebiet nur ein Zufall ist. Dies gilt gleichermaßen für die Hallstattzeit, wie der Fund einer hallstattzeitlichen Keramik aus einem Hügelgrab in Vorau (8./7. Jahrhundert v. Chr.) bezeugt.

Als die Römer um 15 v. Chr. die Nordgrenze ihres Weltreiches bis an die Donau vorschoben, wurde auch unser Gebiet Teil des Imperium Romanum, des römischen Großreiches, der dauerhaftesten Großraumordnung der Geschichte. Das Gebiet des Bezirkes Hartberg bildete in römischer Zeit einen Bestandteil der Provinz Noricum, mit Ausnahme des ehemaligen Gerichtsbezirkes Friedberg nordöstlich der Lafnitz, der zu Pannonien gerechnet wird. Das Gebiet um Dechantskirchen gehörte demnach also zu Pannonien.

Für eine Besiedlung des Gebietes um Dechantskirchen in römischer Zeit geben zwei Grabsteine, aus Marmor gehauen, Zeugnis, wenn es auch nicht viel ist, was die jetzt an der alten Friedhofsmauer östlich der Kirche eingemauerten Bruchstücke kundtun. Der erste überlieferte nur noch den Namen eines gewissen Masculus MASCULO, der zweite war ein Grabstein für Calvisius, den Sohn des Calventius CALVISIO CALVENTI (i filio). Beide sind die jeweils oberen Bruchstücke einer Stele und wurden vom damaligen Kaplan Sales Prugger im Jahre 1846 aufgefunden.

Neben diesen spärlichen Resten von Grabdenkmälern – Römersteine finden sich auch in Grafendorf, Vorau und Friedberg – ist auf die zahlreichen Grabhügel zu verweisen, die in der Umgebung von Dechantskirchen einst vorhanden waren oder noch heute da sind, wenngleich deren exakte wissenschaftliche Erfassung und Erforschung noch sehr zu wünschen übrig läßt. Zahlreiche Hügelgräber gibt es z. B. im Leberholz bei Grafendorf, im Kammerholz bei Vorau, auf der Haide in St. Lorenzen, in Pinggau, in Götzendorf bei Schäffern sowie bei Stögersbach, Ehrenschachen und Sinnersdorf, die sich ins Burgenland hinein fortsetzen. Bezüglich der Hügelgräber in Stögersbach schrieb der Friedberger Bürgermeister Othmar Ainspinner in seine Chronik: „Die bei Stegersbach befindlichen Römergräber wurden von mir und meinem Freunde Alois Mayerhofer, nun Pfarrer in Waldbach, im Jahre 1861 geöffnet, aber außer zwei wohlerhaltenen Urnen nur Scherben und Asche gefunden“. Für die römische Siedlungstätigkeit mag auch die von Hartberg über den Wechsel führende Römerstraße mit von Bedeutung gewesen sein. So zeigen sich nach jeder Richtung hin Spuren einer einst relativ dichten römerzeitlichen Besiedlung, gleichsam ein über das ganze Land geworfenes Netz römischer Zivilisation. Doch alles sollte wieder versinken, als junge, germanische Völker über die Grenzen des alten römischen Reiches hereinbrachen.

Zu den Gräbern in Stögersbach berichtet Dr. Richard Kohler in seiner maschinschriftlich vorliegenden Geschichte des Marktes Vorau (datiert 1951): „Bei Stögersbach in der Nähe von Friedberg liegen im Walde ungefähr 22 Gräber, ein großes, zehn mittelgroße und elf kleine. Die Höhe der kleinen schwankt zwischen 30 und 70 cm, die der größeren zwischen bis 1,65 m, beim größten 13 m. Alle zeigen Grabungsspuren und die meisten haben Baumbewuchs. Das größte Grab, vermutlich ein Fürstengrab, war von einem Steinkranz umgeben und wies im Inneren eine Steinkiste auf, die keinen Deckstein, wohl aber einen Steinboden hatte. Dort lagen die Aschen- und Knochenteile, während die durch Nässe hergenommenen Gefäßscherben außerhalb der Steinkiste lagen. Nur zwei Eisenstücke wurden noch gefunden…… Beim Haus des Joklers Michel in Stögersbach waren ehedem große Grabhügel, die aber eingeebnet wurden; angeblich sind in ihnen auch Schwerter gefunden worden.“

Besiedelung und Gründung von Dechantskirchen

Wenn der Boden von Dechantskirchen auch schon zur Römerzeit besiedelt war, wie die Relikte aus dieser Zeit beweisen, so hat von den damaligen Niederlassungen doch nichts die Stürme der Völkerwanderung überdauert. Am Ende des 6. Jahrhunderts drangen die Slawen in die Steiermark ein und ließen sich in den Tälern der Oststeiermark nieder. Aber auch von diesem Volk hat sich im Raum Dechantskirchen außer dem Flußnamen Lafnitz, der soviel wie Weißenbach bedeutet, nicht viel mehr erhalten. Der Name Lafnitz, urkundlich erstmals im Jahre 864 als Labenza überliefert, wird sogar auf die keltische Wurzel albantia = Weißenbach zurückgeführt und erhielt erst später eine slawische Endung.

Am Ende des 8. Jahrhunderts wurde unsere Gegend durch die Awarenfeldzüge Karls des Großen ein Teil des Fränkischen Reiches, und im 9. Jahrhundert drangen auch die ersten deutschen Kolonisten hieher vor. Der Erzbischof von Salzburg erhielt im J ahre 864 von König Ludwig dem Deutschen das Dorf „Wisitindorf“ an der Lafnitz (ad Labenza ad Wisitindorf), in der Nähe des heutigen Rohrbach, geschenkt, welchen Platz, wie Posch meint, heute die Siedlungen Limbach, Koglerau und Rohrbach-Schlag einnehmen, ohne sich jedoch mit der gesamten Gemeinde Schlag zu decken. Dieses Dorf umfaßte acht Huben, wobei zu jeder Kolonistenstelle 90 Joch gehörten, weiters den Wald im Umkreis einer Meile. Die Urkunde zeigt eine noch deutlich in den Anfängen steckende Kultur dieser Gegend, da ausdrücklich darauf hingewiesen wird, daß dieses Gut aber erst gerodet wurde.

Diese fränkisch-deutsche Kolonisation war aber nur von kurzer Dauer, denn bereits am Ende des 9. Jahrhunderts ging die ganze heutige Ost- und Mittelsteiermark an die Ungarn verloren, und erst der Sieg Ottos des Großen in der Schlacht auf dem Lechfeld bei Augsburg im Jahre 955 brachte die Rückgewinnung dieser Gebiete. Endgültig wurde die Oststeiermark erst durch König Heinrich III. (1039-1056) im Jahre 1043 zurückerobert. Dieser Feldzug von 1043 war für die Oststeiermark ein bedeutendes geschichtliches Ereignis, weil seitdem die Lafnitz die Grenze des Deutschen Reiches gegen Ungarn wurde. Die 1043 im Osten zurückeroberten Gebiete fielen mit Ausnahme jener Güter, die bereits von den Karolingern an das Erzbistum Salzburg verschenkt waren, zur Gänze dem deutschen König zu. Von ihm erhielt Markgraf Arnold von Wels-Lambach die ganzen Grenzgebiete, doch nach dem baldigen Aussterben dieses Geschlechtes kurz nach 1050 erbten die Grafen von Formbach die nördlich des Masenberges und nördlich Hartberg gelegenen Grenzgebiete bis zur Piesting nördlich Wiener Neustadt. Es waren dies riesige, noch ungerodete Waldlandschaften, deren Rodung erst nach Beendigung des Investiturstreites im Jahre 1122 in Angriff genommen werden konnte. An der Spitze des gesamten Siedlungswerkes ab 1122 steht die Gründung Hartbergs, wo Markgraf Leopold der Starke als erstes großes Zentrum eine Pfalz errichtete. Bald darauf erbaute Graf Ekbert II. von Formbach-Pitten als Herrschaftszentrum für seine Besitzungen südlich des Wechsels die Burg Kirchberg und gründete darunter das nach ihm benannte Grafendorf.

Die Wahl dieser ersten Siedlungszentren war wohl wesentlich durch die hier durchführende alte Römerstraße bestimmt, auf der auch die ersten Siedler in den oststeirischen Siedlungsraum zogen. Ober Fischau, das damals der Vorort unserer Landschaft war, zogen die Siedler die Pittenfurche entlang über den Wechsel (damals Hartberg genannt), an dessen Südfuß Spital eine Raststation der Kolonisten bildete. Dieses Pilgerhospiz, Herberge für fahrendes Volk in unbewohnter Gegend, wurde vom Johanniterorden geführt. Von hier aus mußten die Siedler dann den Weg über Grafendorf bis Hartberg durch unbesiedeltes Gebiet zurücklegen, bis mit der Gründung von Dechantskirchen eine neuerliche Station auf ihrem weiten Weg geschaffen wurde.

Um das Jahr 1155 verlieh Erzbischof Eberhard I. von Salzburg dem Kloster Admont zwei Huben im Dorf Dechantskirchen mit dem Zehentrecht zwischen Pinka und Lafnitz (duos mansus in villa Techanschirche cum decimatione tota inter Pincam et Lauenta), wobei ausdrücklich festgehalten wird, daß das Zehentrecht momentan noch Archidiakon Otakar von Fischau innehabe und es bis an sein Lebensende nutzen könne. Otakar verwendete das Einkommen aus dem Zehent und den beiden Huben zum Nutzen der dortigen Gegend und ließ an der alten Römerstraße mitten im Urwald eine Kapelle, wohl zum Trost und zur Erbauung der Kolonisten, die diese Straße in die neue Heimat zogen, erbauen. Diese Kirche wurde dem heiligen Erzmärtyrer Stephanus, dem Patron der Reisenden, geweiht und dürfte bereits um 1150 erbaut worden sein, wird doch schon etwa fünf Jahre später, um 1155, diese Siedlung bei oberwähnter Zehentverleihung als Dorf (in villa Techanschirche) bezeichnet.

Als Markgraf Otakar III. von Traungau das Stift Vorau gründete, überließ er diesem ein beträchtliches Ausstattungsgut, dessen Grenzen in der Gründungsurkunde aus dem Jahre 1163 genau angegeben sind. Neben dem Vorauer Gut erhielt das Stift als zweiten Abschnitt den ganzen ehemaligen Gerichtsbezirk Friedberg mit den heutigen Gemeinden Dechantskirchen, Friedberg, Pinggau, St. Lorenzen am Wechsel, Schäffern und Schlag, ausgenommen jene Besitzungen, die nicht in der Hand des Landesfürsten, also bereits weggegeben waren. Dazu gehörten Spital am Hartberg, das damals schon im Besitz der Johanniter war, die zwei Huben in Dechantskirchen, die Erzbischof Eberhard um 1155 dem Kloster Admont gegeben hatte, sowie das Gebiet von Limbach, der Boden des karolingischen Wisitindorf, der Besitz des Erzbistums Salzburg war. Bis zum Jahre 1171 ist das Stift Vorau eindeutig als Grundherr dieser Landschaft nachzuweisen, weil noch am 31. Jänner 1171 Papst Alexander III. das Stift im vollen Besitz des Ausstattungsgutes von 1163 bestätigt hat. Vorau hat aber diesen Besitz bald darauf, offenbar aus Grenzbefestigungsgründen, wieder abgeben müssen und konnte nur den Wald am Wechsel behalten. Als neuer Grundherr erscheint dann Leopold von Erlach, der zwischen 1171 und 1180 dieses Gebiet übertragen erhielt und der auch als Gründer und Erbauer der Burg Thalberg anzusprechen ist, deren Erbauung bald nach 1171 erfolgt sein dürfte.

Die Besiedlung in diesem Abschnitt war ja schon durch Archidiakon Otakar eingeleitet worden, der um 1150 hier eine Kirche erbaut hatte, um die bald darauf vermutlich vom Grafen Ekbert III. von Formbach-Pitten das Dorf Dechantskirchen gegründet wurde, das 1155 bereits genannt ist. Dechantskirchen dürfte nach 1171 mit der Rodungsherrschaft Thalberg an Leopold von Erlach gekommen sein, weil es immer als Bestandteil der Herrschaft Thalberg bezeugt ist. Das Rodungswerk wurde hier also von Leopold von Erlach, der in den Urkunden meistens als Leopold von Pitten aufscheint, fortgesetzt, doch dürfte als Hauptroder sein Sohn Gerhard in Frage kommen, der sich 1182 zum ersten Mal Gerhard von Krumbach nennt. Dieser Gerhard von Krumbach wird in der Stiftschronik als einer der zahlreichen Schädiger des Stiftes Vorau genannt. Nachdem er erschlagen worden war, verweigerte ihm Propst Gebwin sechs Jahre lang ein kirchliches Begräbnis. Erst als seine Mutter Gertrud zur Wiedergutmachung der dem Stift zugefügten Schäden einen Hof an Vorau widmete, wurde er in der Stiftskirche begraben.

Unter den im Gefolge der Krumbacher genannten Rittern befand sich 1209 bei einer Beurkundung auf Thalberg auch ein Ulrich von Burgfeld, womit ein weiterer Ort innerhalb der Herrschaft Thalberg urkundlich erstmals aufscheint und wodurch bezeugt wird, daß die Rodung von Thalberg aus damals schon so weit landeinwärts in Richtung Wechsel vorgedrungen war. Die Rodezeit des 13. Jahrhunderts hat einige Neugründungen gebracht, wenn auch die Waldlandschaft durch den Landschaftscharakter zu einer langsameren Erschließung verurteilt war. Burgfeld wurde bereits genannt. Auch die Anlage des Dorfes Stögersbach, das zum landesfürstlichen Gut Friedberg gehörte, dürfte aus dieser Zeit stammen. Der Name Stögersbach, der sich von Steg = schmale Brücke ableitet, wird erstmals urkundlich im Jahre 1396 als Stegerspach überliefert. Am 24. Oktober 1396 verlieh Herzog Wilhelm von Österreich Hans dem Eichberger verschiedene Gülten, unter anderen auch 60 Pfennig zu Stögersbach zu Lehen.

Gleich wie Stögersbach gehörte auch das Gebiet um Kroisbach zum landesfürstlichen Gut Friedberg, das sich der Landesfürst selbst in seiner Hand behielt und nicht an die großen Rittergeschlechter, die hier zur Grenzverteidigung angesetzt wurden, abgab. Das Dorfbesitzt eine etwas gestörte Waldhufenanlage, deren Entstehung trotz der späten Nennung vermutlich noch dem Ende des 13. Jahrhunderts zuzuweisen ist. Die Behauptung von Posch, daß Leutold von Kroisbach, der I280 in einer Urkunde Wulfings von Stubenberg unter den Zeugen genannt wird, Angehöriger eines hier ansässigen ritterlichen Geschlechtes sein soll, dürfte trotz der Flurnamen Hofwiesen und Hofwald kaum zutreffen. Vielmehr fällt die erste urkundliche Nennung von Kroisbach in das Jahr 138I, als Alhoch der Halbenrainer verschiedene Güter, die als Lehen vom Herzog von Osterreich bezeichnet werden, dem Grafen Ulrich von Bernstein verkaufte: 15 Schilling zu Mayerhofen, 3 Pfund 21 Pfennig zu Haideggendorf, 14 Schilling zu Ehrenschachen und 72 Pfennig auf drei halben öden Lehen, 5 Schilling zu Friedberg und einen kleinen Zehent um 30 Pfennig, den der Friedberger innehatte, sowie neben weiteren auch noch eine öde ungeteilte Dorfstatt zu Kroisbach mit einer Wiese (und datz Chreuspach ein öde dorfstat halbe, die noch ungetailt ist, und ein wisen darinn, die wis ist geraitt für virtzig phenning gelts)

Der Name Kroisbach, der 1381 als Chreuspach erstmals urkundlich überliefert ist und in den Quellen eine unterschiedliche Schreibweise erfährt (Chrebzpach, Chrebesbach usw.), bedeutet einfach Krebsbach. Limbach, das auf dem alten Salzburger Gut aus der Karolingerzeit errichtet wurde, findet sich im Jahre I287 durch den Ritter Sober von Limbach (Lympach = Lindenbach} erstmals genannt. Mit dem 13. Jahrhundert war die Kolonisationszeit im Gebiet um Dechantskirchen förmlich abgeschlossen, wenn sie auch in den höheren Lagen noch ins 14. Jahrhundert hineingereicht hat.

Burgen und Rittersitze

Die nahe Lage an der alten ungarischen Grenze, durch die das Gebiet um Dechantskirchen durch Jahrhunderte ständiger Bedrohung aus dem Osten ausgesetzt war, ließ imposante Befestigungsanlagen wie Thalberg entstehen, das als Herrschaftssitz einen ständigen Ausbau erfahren hat. Andere Burgen oder ehemalige Ansitze rittermäßiger Geschlechter sind inzwischen gänzlich verschollen und der Vergessenheit anheimgefallen, wenngleich der Volksmund noch von der einen oder anderen „versunkenen Burg“ weiß.

Thalberg

Ansicht des Schlosses Thalberg aus G. M. Vischers Schlösserbuch (um 1680)

Ansicht des Schlosses Thalberg aus G. M. Vischers Schlösserbuch (um 1680)

Westlich von Dechantskirchen liegt auf einem ca. 50 m aus dem T al aufragenden isolierten Felskegel die Burg Thalberg, die wegen ihres romanischen Baubestandes baulich die älteste Burg der Steiermark ist. Nach Posch wurde sie im Zuge der Grenzbefestigungsmaßnahmen im letzten Drittel des 12. Jahrhunderts von Leopold von Erlach-Pitten als Zentrum der zwischen 1171 und 118o vom Markgrafen von Steier erhaltenen Rodungsherrschaft erbaut und wird 1209 erstmals in einer Urkunde erwähnt, in der Propst Liutold von Vorau auf der Burg Thalberg mit den Brüdern Gerhard und Heinrich von Krumbach (Leopolds Söhne) in Anwesenheit des Erzbischofs Eberhard von Salzburg und Herzog Leopolds des Glorreichen einen Vergleich schließt.

Die Herren von Krumbach sind also die Gründer und ältesten Besitzer der Burg und der Herrschaft Thalberg, doch taucht schon sehr früh ein zweites Geschlecht als Mitbesitzer auf, und zwar die Herren von Neuberg. Während 1209 die Burg und Herrschaft anscheinend noch im Alleinbesitz der Krumbacher waren, siegelt im Jahr 1250 neben dem Krumbacher Gerhard von Thalberg auch ein Gottschalk von Thalberg den Vergleich mit dem Propst von Vorau, den Posch als den ersten Neuberger auf Thalberg anspricht. Er dürfte eine Krumbacherin zur Frau oder Mutter gehabt haben und dadurch vorerst einen Teil der Burg und Herrschaft in seine Hand bekommen haben. 1318 gab Rudolf von Krumbach seiner Hausfrau Margarete mit der Burg Herrenfels (bei Waldbach) auch sein Gut um Burgfeld und Thalberg zur Morgengabe, doch kam dieser Besitz 1346 an den zweiten Gemahl Margaretes, Ulrich den Tursen. Im Testament Gottschalks von Neuberg von 1371 erhielten seine Frau Elsbeth und sein Schwager Peter von Ebersdorf die Feste Thalberg zugesprochen. 1483 ging sie von den Neubergern in den Besitz der Rottal über; Hans von Neuberg verkaufte Schloss und Feste Thalberg mit dem Meierhof, den zugehörigen Feldern, Wiesen, Äckern und Wäldern, Fischrechten auf dem Limbach, Helbach und auf der Lafnitz, dem Wildbann um das Schloss, zahlreichen Höfen, Gütern und untertänigen Bauern unter dem Schloss zu Limbach, Dechantskirchen, Stögersbach, Haideggendorf, Rohrbach, Pinggau und Wörth und verschiedene Zehente, die teils zu Lehen, teils freies Eigen waren , an Christoph Rottaler samt allen Rechten. Ab nun findet ein oftmaliger Besitzerwechsel statt, der im 19. Jahrhundert seinen Höhepunkt erreicht.

Als 1523 der (spätere) steirische Landeshauptmann Siegmund von Dietrichstein die Tochter Georg Rottalers, Barbara, heiratete, wurde dem jungen Paar Schloss und Herrschaft Thalberg als Hochzeitsgabe übergeben. Die Besitzer saßen aber meist nicht selber auf der Burg, sondern setzten Verwalter ein. Siegmund von Dietrichstein wurde im Jahre 1555 von seinem Sohn Adam beerbt, der die Herrschaft 1557 an Jakob von Dürr verkaufte, der es aber ablehnte, die großen Steuerschulden Dietrichsteins zu bezahlen. 1561 verkaufte dieser die Herrschaft weiter an Adam Herrn von Lindeck von dem sie 1565 Andre Eberhard Rauber erwarb. Ihm folgte 1575 sein Sohn Eberhard. 1598 ließ Lorenz Schütter von Klingenberg die Herrschaft pfänden, und alle Einwände Raubers, dass durch die Infektion die Untertanen keine Steuern zahlen konnten, fruchteten nichts. Lorenz‘ Witwe Barbara verkaufte die Herrschaft 1603 an Wolf Unverzagt. Rauber wollte aber mit allen Mitteln wieder in den Besitz von Thalberg gelangen. Als 1606 dieses vom Gericht endgültig dem neuen Besitzer zugesprochen worden war, versuchte er sich mit Gewalt des Schlosses zu bemächtigen. Mit einer angeworbenen Horde von Abenteurern unternahm er im September 1607 einen Angriff auf Thalberg, der aber blutig abgewiesen wurde. Der nächste Besitzer Hans Christoph Unverzagt bat zuerst den Kaiser, Rauber doch wegen seiner Drohungen verhaften zu lassen; als dies aber nicht geschah, zog er es vor, Thalberg am 14. September 1610 um 56.000 Gulden an die Jesuiten zu Graz zu verkaufen. Die neuen Besitzer hatten zahlreiche Streitigkeiten wegen der Grenzen mit den anrainenden Herrschaften, besonders mit dem Stift Vorau Nach der Aufhebung des Jesuitenordens wurde Thalberg 1773 vom Staat eingezogen und an Johann Edmund Nepomuk von Erko verpachtet, dessen Nachfolgerin Konstanzia Edle von Erko die Herrschaft in öffentlicher Versteigerung erstand. Erko erbaute sich aus dem Meierhaus am Fuß des Berges ein neues Schlösschen, was Ottokar Kernstock veranlasste, ihn als den Mann mit dem Maulwurfssinn zu bezeichnen, weil er das Hochschoss verfallen ließ und sich in der Grube ansiedelte.
Die im 19. J ahrhundert rasch wechselnden Eigentümer ließen die herrliche Burg verständnislos zerstören und verfallen, bis im ersten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts von der Besitzerin Anna Potzinger ein Teil des einstigen Schlosses wieder einigermaßen hergestellt wurde. Der Wirtschaftsverband der Akademiker in öffentlichen Diensten nahm die neu erstandene Burg in Pacht und richtete die Räume- 50 Zimmer – zu einem Erholungsheim für seine Mitglieder ein. Bei der 1917 vorgenommenen Versteigerung erstand das Schloss um den Betrag von 6oo.ooo Kronen die polnische Jüdin Helene Natel, die es aber bereits nach einem Jahr an die Familie Hauke-Gißlinger weiterverkaufte, in deren Besitz es sich noch heute befindet und die sehr um die Erhaltung dieser wehrhaften Anlage bemüht ist.

Burgfeld

Kaum jemand wird heute beim Hof des vulgo Moarhofbauer (heutiger Besitzer: Kogler) in Burgfeld 18, dessen Name auf einen ehemaligen Meierhof hinweist, einen adeligen Rittersitz vermuten. Von diesem Hof führte ein unterirdischer Gang zu einem etwa 15m vor dem Haus gelegenen Hügel, der heute abgegraben ist und bei dem es sich um den Standplatz der Burg Burgfeld gehandelt haben dürfte.
Die Ritter von Burgfeld begegnen im 13. Jahrhundert als Gefolgsleute der Gründer und damaligen Inhaber der Herrschaft Thalberg. Unter den im Gefolge der Krumbacher genannten Rittern befand sich 1209 bei einer Beurkundung auf Thalberg ein Ulrich von Burgfeld, womit dieses Geschlecht und dieser Ort erstmals urkundlich vorkommen. Dieser Ulrich von Burgfeld begegnet im Jahr 1220 bei einem Vergleich zwischen der Stiften Vorau und Reichsberg als Zeuge (Ulricus de Purchvelde), und in der am 29. März 1250 durch Propst Gebwin von Vorau vollzogenen Beurkundung der Übergabe eines Hofes zu Haideggendorf an das Stift Vorau werden ein Werner und ein Leopold von Burgfeld sowie die Brüder Rapoto und Liutold von Burgfeld, welch letztere beide Klosterschüler im Stift Vorau waren, genannt. Nach dem 13. Jahrhundert kommt das Geschlecht der Ritter von Burgfeld nicht mehr vor.

Schlag

Ein weiterer, dem Ort Dechantskirchen näher gelegener ritterlicher Ansitz ist in der Gemeinde Dechantskirchen belegt. Die Lage des Ansitzes ist durch die Volksüberlieferung festgehalten und befindet sich auf dem Grund des vulgo Draxler in Schlag 19 (heutiger Besitzer Leo Klampfl) westlich des Gehöftes auf der sogenannten Draxler Höhe. Vielleicht erinnert an die Burg auch noch der Name des unterhalb durch den sogenannten Burggraben vorbeifließenden Burgbaches. Beim Überqueren des einstigen Standplatzes der Burg verursachen die Schritte ein dumpfes Dröhnen, als lägen ausgedehnte Hohlräume darunter. Im Volksmund spricht man auch von der „versunkenen“ Burg, und noch heute senkt sich der Boden dort ständig. Auch hat das spurlose Verschwinden mehrerer Eisenstangen, mit denen die Bauern die Löcher für das Setzen der Zaunpfähle vorformen, dem Gespräch um die „versunkene“ Burg neuen Stoff geliefert.
Als Besitz der einstigen Burg wir im Jahr 1375 ein Rüdel von Schlag überliefert. Nach Posch ist dieser Rüdel von Schlag identisch mit Rudolf von Festenburg, der auch Burggraf der Burg Reinberg war. Offenbar hat dieser die Burg Schlag, die vermutlich sein Alterssitz war, erst nach 1371 erbaut, doch dürfte sie nicht lange bestanden haben.

Limbach

Eine weitere in der Gemeinde Schlag gelegene Burg stand einstens über der engen Stelle des Lafnitztales, im Volksmund als Burgstall bezeichnet. Von der Burg ist heute nichts mehr feststellbar. An sie weist nur noch der darunterliegende Hof, der nach Posch ohne Zweifel der Meierhof der Burg war, hin. Es handelt sich um den Hof in der Koglerau, 1353 angeführt als Ludwigshof in der Au, kurz Koglerau genannt (heutiger Besitzer: Friedrich Uhl, Koglerau 15). Weil Burg und Hof dem Dorf Limbach anliegen ,ist anzunehmen, dass sich die früheren rittermäßigen Leute auf diesem Ansitz nach Limbach genannt haben. Tatsächlich wird urkundlich im Jahr 1287 ein Ritter Sober von Limbach genannt, der als einziger Vertreter dieses Geschlechtes urkundlichvorkommt.

Das Landgericht Thalberg

Das dem Ort Dechantskirchen so nahe gelegene Schloss Thalberg und seine Rolle bezüglich der Gerichtsbarkeit in dem es umgebenden Gebiet legen es nahe, auch darauf kurz einzugehen. Kurz deshalb, weil bereits Posch das Gerichtswesen im Bezirk Hartberg sehr ausführlich und übersichtlich dargestellt hat und auch auf das Landgericht Thalberg bereits näher eingegangen ist.
Die Landgerichte waren und blieben bis zur Einführung der neuen Gerichte und Behörden im Jahr 1848 der Gerichtsstand für alle Verbrechen, auf welchen die Todesstrafe stand. Obwohl Thalberg ursprünglich zum alten Landgerichtssprengel von Friedberg gehörte, erhielt Siegmund von Dietrichstein im Jahr 1514 von Kaiser Maximilian zusätzlich noch Acht und Bann für Thalberg. Als im Jahre 1587 die Bürger von Friedberg das Landgericht an Andreas Eberhard von Rauber auf Thalberg verkauften, wurde Thalberg Mittelpunkt des Landgerichtes, mit dem auch das alte Landgericht Hertenfels-Waldbach allmählich verschmolzen wurde. Nach dieser Zusammenlegung war es eines der größten und bedeutendsten Landgerichte in der Oststeiermark und der Landgerichtsverwalter war der jeweilige Verwalter der Herrschaft Thalberg. An einen von ihnen, Johann Baptist von Pozenhard, der am 8. Mai 1758 verstorben ist, erinnert noch heute dessen Grabstein in der Loretokapelle
Die Herren von Thalberg hatten die Befugnis, über todeswürdige Verbrechen zu richten und Todesurteile zu fällen. Das Hochgericht stand auf der sogenannten Haidt, südöstlich von Dechantskirchen. Die Verurteilten hatten zu dieser Richtstätte einen etwa halbstündigen Weg mit schönen Ausblicken zurückzulegen, nach Kernstock „wie geschaffen, einem Todeskandidaten den Abschied von der Sonne doppelt schwer zu machen“. Kernstock hat nämlich bei der Durchsicht der Dechantskirchener Totenbücher neben verschiedenen anderen interessanten Begebenheiten auch eine Reihe von Verurteilten herausgeschrieben, die dorthin ihren letzten Gang gemacht haben. In 177 Jahren waren es immerhin zwölf Personen.

Grabstein des am 8. Mail 1758 verstorbenen Veralters von Thalberg. Johann Baptist Pozenhard in der Loretokapelle (Foto: F. Reiß)

Grabstein des am 8. Mail 1758 verstorbenen Verwalters von Thalberg. Johann Baptist Pozenhard in der Loretokapelle (Foto: F. Reiß)

Die frühest bekannte Hinrichtung fand Rathofer in den Quellen des Stiftsarchives Vorau und wurde am 8. März 1639 am. Festenburger Untertan Martin Aigner vollzogen. Am 19. Oktober 1686 wurde Sebastian Haydenhoffer aus Ehrenschachen (weillen er sein weib erschlagen) enthauptet und dann aufs Rad genagelt. Am 29. Mai 1690 wurden gleich zwei hingerichtet: Hans Finkhler aus Bruck an der Lafnitz wurde gehenkt und Ruepp Mader, aus Anger gebürtig, enthauptet. Für die nächsten 60 Jahre ist in den Sterbebüchern keine Hinrichtung eingetragen. Am 17. März 1751 erlitt dann Ägydius Flois den Tod am Galgen. Das Sterbebuch berichtet, dass sich zu dieser Exekution beim Galgen etwa 2000 Zuschauer eingefunden haben. Sehr hart schlug das Schicksal bei der Hinrichtung des Philipp Edlhofer am 23. Februar 1759 zu. Der erste Schwerthieb war nicht tödlich, sondern traf ihn bei der Schulter und warf ihn zu Boden. Auf der Erde liegend sprach er unentwegt Gebete, bis dem Unglücklichen durch wiederholte Hiebe das Haupt abgeschlagen wurde. Am 26. November 1760 empfing Urban Reitthöfer beim Hochgericht den tödlichen Schwertstreich. Am 23. März 1764 wurde der erst 23jährige Josef Grabner aus der Pfarre Schäffern enthauptet und sein Körper dann aufs Rad geflochten. Laut Sterbebucheintragung ging dieser zur Verwunderung aller ergeben, ja mit einer gewissen Fröhlichkeit (cum hilaritate) in den Tod. Bereits drei Monate später, am 6. Juli, wurde der 29jährige Benedikt Wagner aus Knittelfeld geköpft und sein Rumpf aufs Rad genagelt. Die einzige bekannte Hinrichtung einer Frau fand am 22. August 1768 statt, an dem die 29jährige Gertraud Zinklin enthauptet und ihr Leichnam verbrannt wurde. Kernstock weiß zu berichten, dass sie als Pyromanin in einer Nacht mehrere Häuser im Viertel Bergen angezündet habe. Am 12. November 1770 starb der 54jährige Matthias Korner durch das Schwert, sein Leichnam wurde aufs Rad geflochten. Und am 9• September 1771 wurde der 33jährige Johann Lechner durch den Scharfrichter radgebrochen. Die vermutlich letzte Hinrichtung im Thalberger Landgericht fand am 21. Juni 1816 statt, aber nicht mehr auf der Haid, sondern am Fuße des Schlossberges.

Der Hingerichtete war der 32jährige Peter Hochegger vulgo Rottalschmied aus St. Jakob im Walde, der am 22. Februar seine Gattin Kunigunde durch Erwürgen mit einer Schmiedezange ermordet hatte. Beim Verhör gestand er ein, dass er auch das Haus seines Vaters angezündet, diesen auf dem Heimweg von Pöllau überfallen und ihm ein Auge ausgestochen sowie dass er zwei seiner unmündigen Kinder umgebracht habe. Er wurde zum Tod durch den Strang verurteilt.

Beim Gang zum Hochgericht begleiteten den Todeskandidaten meistens zwei Vorauer Chorherren und leisteten ihm geistlichen Beistand. Weiters bestand in Dechantskirchen eine Art Bruderschaft „St. Johannes Enthauptung“, deren Mitglieder sich verpflichteten, die Unglücklichen auf dem letzten Gang in schwarzen Kutten zu begleiten. Nach geschehener Hinrichtung sammelten sie zur Abhaltung eines Seelengottesdienstes. Die früheste Nachricht von dieser Bruderschaft ist eine Notiz des Friedberger Stadtpfarrers Aquilin Julius Caesar aus dem Jahr 1771 im Protokoll der dortigen Pfarrhofherrschaft, doch dürfte sie wohl viel älter sein.
Der Hinrichtung entging eine Frau, die im April 1650 ihr eigenes Kind nit weit von Croißbach auf der halt unchristlich ermordet unnd mit 7 wundtn am hälßl erstochen hat. Diese Mörderin wurde in Thalberg inhaftiert, wo sie aber schon am 26. April (am 16. April wurde das ermordete Kind beerdigt), wohl während der Tortur mit den Folterinstrumenten, verstarb. Dass es öfters zu Vergehen und Ausschreitungen gekommen ist, berichten die pfarrlichen Totenbücher. So wurde am 17. April 1684 der Gerichtsdiener Simon Feldthofer begraben, der am 15. von einem anderen Diener erschlagen worden war. Am 7• Oktober 1758 wurde Andreas Glazl derart niedergeschlagen, dass er, wie Kernstock schreibt, „für immer des Aufstehens vergaß“. Trotz der harten Justiz fanden sich die Dechantskirchener gelegentlich noch genötigt, sich durch Eigenhilfe Recht zu verschaffen. So wurde am 22. J uli 1683 der bekannte Viehdieb Thomas Graff aus Grafenschachen beim Viehstehlen in des Reiterer Graben von den Bauern auf frischer Tat ertappt, dort erschlagen und vom Gerichtsdiener begraben.
Mit der Aufhebung der Grundherrschaften im Jahr 1848 wurde das gesamte Verwaltungs-, Gerichts- und Steuerwesen vom Staat übernommen, wodurch die alten Landgerichte ihr Ende fanden.

Zeichnung von Hans Dickel

Zeichnung von Hans Dickel

Gemeinde Hohenau

Ober die 1849 errichtete 1411 ha große Gemeinde Hohenau läßt sich aufgrund des Fehlens der älteren Sitzungs-Protokollbücher des Gemeinderates für das 19. Jahrhundert nichts Näheres sagen. Erst ab dem Jahr 1920 informieren uns die beiden im Gemeindeamt Dechantskirchen noch aufliegenden Protokollbücher über die Maßnahmen und Beschlüsse des Gemeinderates bis zur Zusammenlegung mit der Gemeinde Dechantskirchen (ab 1. Jänner 1967).

Verständlicherweise nimmt bei der Behandlung der verschiedenen Themen der Ausbau, die Instandsetzung und Erhaltung des Wegenetzes den ersten Rang ein. So wurde z. B. 1957 inAnbetracht des notwendigen Ausbaues der Gemeindewege der Ausbau des Telefonnetzes in der Gemeinde Hohenau abgewiesen. 1951 beschloß man den Ausbau eines Forstaufschließungsweges (öffentlicher Interessentenweg) vom Hochknöbl über Bäck nach Dechantskirchen, der 1954 vom Hochknöbl bis zum Hilmtor eine Erweiterung erfuhr; zum Obmann der Weggenossenschaft wählte man Johann Zinggl vlg. Bäck, Hohenau 24. Schon 1946 wurde im Gemeinderat der Antrag gestellt, einen ständigen Arbeiter zur Instandhaltung der Gemeindewege einzustellen. Gesondert vom Fischwasser und der Gemeindejagd fand bis zum Zweiten Weltkrieg auch eine Vergabe der „Hahnenjagd“ statt. 1946 steuerte die Gemeinde 7.500,- Schilling zur Elektrifizierung des Gemeindegebietes bei, in derem Zuge z. B. im September 1956 in Bergen, Hilm und Hohenau insgesamt 39 Objekte bzw. landwirtschaftliche Gehöfte sowie Arbeiterwohnungen elektrifiziert und an das Stromnetz angeschlossen werden konnten, 1957 wurde der Ankauf eines dritten Stieres mit der Begründung, daß für das Viertel Hilm kein Stierhalter zu finden sei, abgelehnt usw. Den beiden Protokollen sind auch die Namen jener Persönlichkeiten zu entnehmen, die zu Ehrenbürgern der Gemeinde Hohenau ernannt wurden:

Ehrenbürger der Gemeinde Hohenau
1927 Pfarrer Alexander Mauerhofer
1932 Bezirkshauptmann Dr. Adolf Rochelt
1934 Otto von Habsburg
1948 Pfarrer Norbert Wurst
1955 Altbürgermeister Josef Groller
1955  Bezirkshauptmann Dr. Erwin Stibenegg

 

Die Liste der Bürgermeister liegt erst ab 1913 geschlossen auf; die Namen vorher fanden sich in diversen Aktenstücken:

Bürgermeister der Gemeinde Hohenau
1855 Franz Pichlbauer vlg. Moarhofbauer, Burgfeld 18
1857 Matthias Salmhofer vlg. Bäck, Hohenau 24
1873 Michael Pichlbauer vlg. Moarhofbauer, Burgfeld 18
1894 – 1905 Peter Zinggl vlg. Scherf, Bergen 20
1913 – 1928 Karl Kogler vlg. Moarhofbauer, Burgfeld 18
1928 Franz Buchegger vlg. Kronaus, Bergen 16
1929 – 1945 Josef Groller vlg. Schoberbauer, Bergen 17
1945 – 1946 Johann Zinggl vlg. Bäck, Hohenau 24
1946 – 1950 Josef Groller vlg. Schoberbauer, Bergen 17
1950 – 1966 Josef Zinggl vlg. Schlemmerbauer, Bergen 9

 

Die neun Sitze im Gemeindeamt setzten sich aufgrund der Ergebnisse der Gemeinderatswahlen wie folgt zusammen:

ÖVP SPÖ
1950 177 (9)
1955 203 (8) 47 (1)
1960 219 (7) 62 (2)
1965 221 (8) 46 (1)

Die Lage

An der Südseite des gegen Osten abfallenden Ausläufers des Hochkogels (Hilmberg), dort, wo sich das Land bereits ins burgenländische Hügelland verflacht, liegt eingebettet in fruchtbare Felder, grünende Wiesen und zahlreiche Obstbäume der Ort Dechantskirchen in 536 m Seehöhe auf der geographischen Länge von 47° 25′ und der geografischen Breite von 16° östlich von Greenwich. Dem die knapp am Ort vorbeiführende Wechselbundesstraße benützenden Autofahrer wird nie jene Ruhe und Schönheit bewußt werden, die dem Ort innewohnt, wie sie sich jenem offenbart, der gemächlich die alte Straße fährt, unter dem Thalberger Eisenbahnviadukt hindurch und vorbei am Fuße jenes frei stehenden mächtigen Felsblockes, auf dem majestätisch ThaIberg, eine der ältesten Burgen Steiermarks, thront. Plötzlich, auf der Kuppe angelangt, zeigen sich die etwas erhöht liegende Kirche und die zu ihren Füßen sich lagernden Häuser des Ortes -ein Bild des Friedens und der Stille.

Begibt man sich auf einen den Ort umsäumenden Hügel, so genießt man einen schönen Rundblick. Nach Norden trifft das Auge die Hänge der Hilm mit ihren dunklen Wäldern und grünen Matten. Von Nordosten grüßt Friedberg mit dem mächtig aufragenden Stadtpfarrturm, dahinter der steirisch-niederösterreichische Grenzkamm. Gegen Osten und Südosten schweift der Blick weit in das heutige Burgenland und in die östliche Steiermark. Im Süden erhebt sich der Ring bei Hartberg, etwas seitlich der 1272 m hohe Masenberg, und im Südwesten schließen den Rundblick die Höhenzüge um Vorau ab. An die Hänge der Hilm schmiegen sich hoch hinauf einzelne Gehöfte, rückwärts überragt vom Wechselmassiv.

Durch das Fehlen der Industrie – wer nicht in Land- und Forstwirtschaft oder in gewerblichen Kleinbetrieben beschäftigt ist, muss auswärts als Pendler sein Auslangen suchen – bietet sich Dechantskirchen als Ort der Ruhe und Erholung, der Einheimische aber wird in diesem Flecken Erde das vorfinden, was Generationen zuvor bereits empfunden haben und was der Vorauer Chorherr Dr. Ottokar Kernstock treffend auszudrücken verstand:

 

Die Heimat, wo den ersten Kuß du fühltest,

mit dem die Mutter dich willkommen hieß,

wo du die ersten Kinderspiele spieltest -

die Heimat ist ein Stück vom Paradies.